Sofia fragt nach!
Diesmal mit Dominik Wind, Gründer und Geschäftsführer von Open State – einem Labor für angewandte Zukunftsforschung.

Dominik Wind ist studierter Medienpädagoge und als selbstständiger Berater tätig. Zudem ist er Gründer und Geschäftsführer von Open State – einem Labor für angewandte Zukunftsforschung. Als Mitgründer des Innovation Camps POC21 fokussiert er sich auf die Entwicklung offener Technologien für einen nachhaltigen Lebensstil.

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Seit 2013 ist die Zahl der Haushalte, die Ökostrom beziehen um 1,35 Millionen zurückgegangen. Im ersten Halbjahr 2016 wurde so viel Fleisch produziert wie nie zuvor. Schon am 29. April 2016 war der deutsche Overshoot Day – der Tag, an dem wir bereits alle Ressourcen, die uns fairerweise für ein Jahr zustehen würden, verbraucht haben. Der World Overshoot Day folgte am 08. August 2016 und rückt Jahr für Jahr weiter nach vorne.

Sofia: Wie fühlen sie sich angesichts dieser Tatsachen?

Dominik Wind: Verängstigt, irgendwie verwirrt, dann aber immer wieder aufs Neue motiviert. Hölderlin hat geschrieben „Wo Gefahr ist, wächst das Rettende auch“ und dieses „Rettende“ ist für mich nichts Abstraktes das uns zukünftig irgendwie „passieren“ wird, sondern es kann nur durch meine und durch die Taten von Millionen anderen in die Welt kommen. Immer weitermachen ist für mich alternativlos, ich kann mir keine sinnvollere Beschäftigung vorstellen und schöpfe Kraft aus der Bedrohung.

Sofia: Wie kamen sie dazu sich in diesem Bereich zu engagieren? Wie sieht ihr beruflicher Werdegang aus?

Dominik Wind: Schulversagen, irgendwie doch noch an die Uni gerettet, Pädagogik studiert und dabei vor allem über mich selbst gelernt. Dann fünf Jahre offene Jugenarbeit und die Arbeit mit jugendlichen Intensivtätern in Berlin, unterbrochen von einem Aufenthalt in Samoa, der mein Weltbild noch einmal komplett auf den Kopf gestellt hat. Über zahllose Umwege, Zufälle und Sorgen schließlich im Event- und Prozessdesign gelandet und als Beamtensohn 2008 endlich die Selbstständigkeit für mich entdeckt. Seit 2012 bin ich bei Open State Geschäftsführer und Teil des besten Teams der Welt. Gemeinsam gestalten wir Events, die zwischen einem halben Tag und sieben Wochen dauern können, kreieren wirksame Kampagnen, entwickeln nachhaltigere Technologien und Prozesse der Zusammenarbeit und begleiten Organisationen durch den Wandel.

Sofia: Was gibt ihnen Kraft und Hoffnung mit ihrer Arbeit weiter zu machen?

Dominik Wind: Liebe. Die Liebe zu unserem 3-jährigen Sohn, zur Natur und ihren täglichen Wundern. Aber auch der Blick in die Augen von geflüchteten Kindern, die für mich völlig Unfassbares hinter sich haben und jetzt unseren Schutz und unsere Zuwendung brauchen. Klimaschutz ist für mich immer auch Menschenschutz. Und ganz tief in mir ein wahrscheinlich irgendwie angeborener naiver Glaube an das Gute im Menschen, trotz allem.

(1) http://www.klimaretter.info/konsum/nachricht/21687-deutsche-fremdeln-beim-oekostrom

(2) http://www.klimaretter.info/konsum/nachricht/21760-so-viel-fleisch-wie-nie

Dominik Wind hielt am 8.10. beim Think Tank 2016 den Vortrag „Ein Jahr danach: COP21 vs. POC21, was haben wir erreicht?“: