Sofia fragt nach!
Diesmal mit Dr. Rupert Ebner, Referent für Gesundheit, Klimaschutz und Umwelt der Stadt Ingolstadt und Vorstand bei Slow Food Deutschland e.V.

rupert-ebner

Seit 2013 ist die Zahl der Haushalte, die Ökostrom beziehen um 1,35 Millionen zurückgegangen. Im ersten Halbjahr 2016 wurde so viel Fleisch produziert wie nie zuvor. Schon am 29. April 2016 war der deutsche Overshoot Day – der Tag, an dem wir bereits alle Ressourcen, die uns fairerweise für ein Jahr zustehen würden, verbraucht haben. Der World Overshoot Day folgte am 08. August 2016 und rückt Jahr für Jahr weiter nach vorne.

Sofia: Wie fühlen sie sich angesichts dieser Tatsachen?

Dr. Rupert Ebner: Würde ich mich bei jeder Nachricht, die keinen Fortschritt in Sachen Klimaschutz erkennen lässt schlecht fühlen, wäre ich sicher nicht in der Lage für eine andere Entwicklung auf diesem Gebiet unverdrossen weiter zu kämpfen. Verfolgt man die gesellschaftliche Debatte und den gerade im Europäischen Parlament gefassten Beschluss zur Ratifizierung des Klimaschutzabkommens von Paris, dann fühlt man jeden Tag neue Hoffnung und schöpft neue Kraft mitzuarbeiten, dass wir den Generationen nach uns doch noch eine lebenswerte Welt hinterlassen werden.

Sofia: Wie kamen sie dazu sich in diesem Bereich zu engagieren? Wie sieht ihr beruflicher Werdegang aus?

Dr. Rupert Ebner: Meine Jugend war geprägt von einem großelterlichen Bauernhof. Hier entstand der Wunsch Tierarzt zu werden. Schnell zeigte sich, dass meine Vorstellung einer nachhaltigen und tiergerechten Landwirtschaft von radikaler Rationalisierung und Industrialisierung verdrängt werden. Die internationale Bewegung „Slow Food“ zeigt seit 30 Jahren Wege auf, wie ein nachhaltige Landwirtschaft ausschauen sollte. Dort bin ich seit 25 Jahren Mitglied und seit über 6 Jahren im Vorstand und im internationalen Beirat aktiv. Kleinbäuerliche Landwirtschaft, handwerkliche Lebensmittelerzeugung garantieren einen schonenden Umgang mit den natürlichen Ressourcen und können einen entscheidenden Beitrag zur Decarbonisierung und damit für einen effektiven Klimaschutz leisten.

Sofia: Was gibt ihnen Kraft und Hoffnung mit ihrer Arbeit weiter zu machen?

Dr. Rupert Ebner: Ich war vor kurzem beim Kongress „ Wir haben es satt“ in Berlin. 500 meist junge Menschen haben sich intensiv mit der Zukunft der Welternährung beschäftigt und wir werden bei der Demo im Januar, die dann zum 7.Mal in Berlin stattfindet 100.000 Teilnehmer haben. Das wird den Druck auf die Politik so erhöhen, dass wirksame Entscheidungen auf dem Ernährungssektor fallen werden, die einen großen Beitrag zur Erreichung der Klimaschutzziele leisten werden.

 

(1) http://www.klimaretter.info/konsum/nachricht/21687-deutsche-fremdeln-beim-oekostrom

(2) http://www.klimaretter.info/konsum/nachricht/21760-so-viel-fleisch-wie-nie

Dr. Rupert Ebner hielt am 8.10. beim Think Tank 2016 den Vortrag „Ernährung: Handlungsfelder für den Klimaschutz“: